Fußballspiele haben die unangenehme Eigenheit, dass weder Haltungsnote noch Spielweise die Tabelle beeinflusst — allein das nackte Endergebnis zählt. Sonst hätte nicht Bayer Leverkusen mit jämmerlichen 35 Prozent Ballbesitz drei Punkte im Samstagabend-Spiel gewonnen, sondern der Gegner und Vizemeister Borussia Dortmund. Sonst wäre Schalke 04 in der Bundesliga nicht auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht, sondern stünde längst im obersten Drittel. Kein Mensch kann einem ja weismachen, dass Hertha BSC eine bessere Mannschaft als Dortmund und Schalke hat. Trotzdem sind die Berliner mit ihrem Ergebnisfußball jetzt Tabellenzweiter und damit erster Bayern-Jäger. Und nicht Dortmund oder gar Schalke.
Schalke hat das endlich verstanden und setzte nach dem Saisonstart mit null Punkten aus fünf Spielen auf Kampf und Leidenschaft statt Technik und Schönspielerei. Das 4:0 gegen Mönchengladbach war das Resultat größter Disziplin: in der ersten Halbzeit nicht geradlinig auf die Sturmspitze Embolo ausgerichtet, eher konsequent und selbstbewusst im Zweikampfverhalten, Defensive vor Offensive, Sicherheit vor Hurra-Fußball. Malocher-Fußball halt. Ob das Elfmetertor geschenkt war: Wen kümmert’s? Allein das Ergebnis zählt. Dankbar skandierten die Fans: „Der S04 ist wieder da!“
Mit ihrem Malocher-Fußball konnte die Mannschaft erstmals ein Führungstor verteidigen und befreit Treffer nachlegen. So und nicht anders muss Schalke in zwei Wochen nach der Länderspielpause auftreten. Für eine wenig ansehnliche Spielweise darf es keine Kritik geben. Es gibt noch viel zu tun.
Der Überlebenskampf hört mit dem Gewinn der ersten drei Punkte ja nicht auf. Die nächsten drei Spiele haben es in sich: am 15. Oktober bei Trainer Markus Weinzierls Ex-Klub FC Augsburg, am 23. Oktober zu Hause gegen Manager Christian Heidels Ex-Klub Mainz 05 und am 29. Oktober das Derby bei Borussia Dortmund. Wenn dort die Punkte eher erkämpft statt erspielt werden: Na und? Sieben Punkte sollten es werden.
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